An einem sonnigen Herbsttag reisten wir zum Kunstrasenplatz der Reserve des Bremer SV, die in ihren bisherigen vier Spielen als eins der wenigen Teams eine weiße Weste ohne Niederlage aufwiesen (nur Union 2 hatte bis dato ebenfalls noch nicht verloren).
Dabei überzeugte den Ergebnissen nach vor allem die Abteilung Attacke der Gastgeber mit 23 geschossenen Toren, wohingegen die Defensive mit elf Gegentreffern auch schon einiges schlucken musste.

Leider mussten wir an diesem Tage enorme Umstellungen in der Viererkette vornehmen und die Angriffsreihen des BSV nutzten dies gleich eiskalt und bitter aus: es waren gerade einmal 10 Minuten gespielt (nach 20 minütiger Verspätung des Anpfiffs wegen Spielberichtsformalitäten), als wir schon 0:2 im Hintertreffen lagen. Jeweils wurde einfach ein langer Ball über unsere Kette gedroschen, ohne Tiefenstaffelung marschierten die Stürmer locker alleine aufs Tor zu und die Bälle waren drin - was für ein Nackenschlag. Es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, als im Gegenzug erst Darko mit dem Anschluss (16.) und dann Schmidt mit dem Ausgleich (24.) trafen. Doch die Egalisierung währte nur kurz... Noch immer bekamen wir keinen richtigen Zugriff auf das spielstarke Mittelfeld, und das Stellungsspiel hinten war auch eher wie eine Perlenkette. Konsequenz: erneut zweifacher Rückstand, ehe uns der aufgerückte Yörük mit dem 3:4-Anschlusstreffer ein wenig Hoffnung in der Pause ließ (44.).

Mit dem Seitenwechsel wurde eine taktische Korrektur vorgenommen, doch mehr Sicherheit konnten wir auch hieraus nicht gewinnen. Direkt nach Wiederanpfiff ein weiterer Paukenschlag, 5:3 für die Gastgeber, neun Minuten später 6:3 für die Gastgeber (55.), das scheinbare Ende aller Hoffnungen und Bemühungen... Es sollen an dieser Stelle keine weiteren Worte für die heute desolate (!) Defensivleistung unserer Mannen verschwendet werden, vielmehr öffnete sich nach einer Stunde unverhofft die Tür der Kuriositäten: Plötzlich war Entschlossenheit im Team zu erkennen, die Mannschaft kombinierte sich in einen regelrechten Rausch und fand hinten den Zugriff, der BSV kam gar nicht mehr zur Entfaltung und ließ kräftemäßig nachhaltig nach. Es ergaben sich immer mehr Lücken und Räume, unsere konditionelle Überlegenheit zahlte sich aus und münzte das Ergebnis schließlich in ein schier wundersames Endergebnis!
Waren die Jubelschreie nach Helkens 4:6 (60.) noch verhalten, keimten zwei Minuten später größere Hoffnungen nach Yörüks Treffer auf. Nun ging wieder was, und der Ruck durch die Mannen sorgte in der 68. Minute gar für den Ausgleich durch Tönjes! Die tolle Moral musste auch der Co-Trainer der Waller anerkennen, als er aber noch nicht ahnte, dass wir mehr wollten und konnten!
Zwar sorgte ein glücklicher Treffer schließlich für die erstmalige Führung an diesem Tage, aber die scharfe und toll herausgespielte Flanke von Dittmaier hätte sicherlich auch einen anderen Abnehmer gefunden als den Verteidiger, der das Leder in Min. 79 ins eigene Tor bugsierte.
Jetzt war der Bann gebrochen und das Team agierte hinten sehr konzentriert und geschlossen, war sich aber nicht zu schade, vorne die nun häufigen Konter zu weiteren Treffern abzuschließen-Tönjes war zwei Mal zur Stelle, als er erst die wichtige Zwei-Tore-Führung nach kluger Kopfballablage von Resetar markierte, ehe er zwei Minuten vor offiziellem Ende alle Lebenszeichen der Bremer SVler raubte und den 9:6-Schlusspunkt setzte.

Nach diesem Spiel fällt eine (Fehler-)Analyse ebenso schwer wie die emotionale Einschätzung: Freude oder Kummer?
Nehmen wir einfach die Punkte mit und loben die Moral der Mannschaft, alles andere mag schnell vergessen werden...

Tore:
1:0 Nr. 8 (5.), 2:0 Nr. 23 (10.), 1:2 Darko (16.), 2:2 Schmidt (24.), 3:2 Nr. 8 (33.), 4:2 Nr. 23 (41.), 4:3 Yörük (44.), 5:3 Nr. 2 (46.), 6:3 Nr. 8 (55.), 6:4 Helken (60.), 6:5 Yörük (62.), 6:6 Tönjes (68.), 6:7 ET Nr. 14 (79., Dittmaier), 6:8 Tönjes (83.), 6:9 Tönjes (88.)

Eingesetzte Spieler:
Krupitza - Esteves Soares, Mathis, Kück (Esser), Yörük - Hamburger, Dittmaier (Kiremit), Schmidt (Resetar), Helken, Darko - Tönjes